WAS STRATFOR SEIN WILL
Via Civitas Libertatis
Der neueste Coup der Enthüllungsplattform WikiLeaks
richtet sich gegen den privaten US-Geheimdienst Stratfor. So sollen in den
kommenden Wochen und Monaten 5,5 Mio. E-Mails veröffentlicht werden, von denen die
ersten bereits zugänglich sind. Was genau die Aufgabenfelder dieser Firma
sind, wird in einer
der erbeuteten Mails mit einer unüberhörbaren Freude an den wilden
Spekulationen umrissen:
The media refers to us as a think
tank, a political risk consultancy, a security company and worse–academics. The
Russian media calls us part of the CIA. Arab countries say we are Israelis.
It’s wild. The only things we haven’t been called is a hardware store or
Druids.
Stratfor, so
wird in dem Dokument erklärt, sammelt mit Geheimdienstmethoden Informationen,
um sie zahlenden Kunden zu verkaufen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf
geopolitischen Analysen. Zusammenfassend heißt das:
So think of us as a publishing
company that produces news using intelligence rather than journalistic
methods.
Dass
Stratfor sich in Konkurrenz zu den staatlichen Geheimdiensten sieht,
insbesondere dem Auslandsgeheimdienst CIA, kommt mit der firmeneigenen
gepflegten Selbstgewissheit in einer anderen
Mail aus dem Jahr 2004 zum Ausdruck. Dort freut sich CEO George
Friedman über die Entlassung von Jamie Miscik, die Deputy Director of
Intelligence bei der CIA war. Sie sei gefeuert worden, weil sie den Wald vor
lauter Bäumen nicht gesehen habe. Soll heißen, sie habe zu viel Mühe darauf
verwendet, Informationen über Politiker zu sammeln anstatt die umfassenden
Entwicklungen zu erfassen.
Friedman sieht die Stunde von Stratfor gekommen,
denn was die CIA nicht kann, das könne seine Firma den großen Konkurrenten
lehren.
The CIA model of analysis has been
invalidated. The ponderous, process driven machine that could only manage the
small things now needs to be replaced by a robust, visionary, courageous
analytic system. Stratfor has the opportunity to show the way. In fact, we are
showing the way. Everyone in Langley knows that we do things they have never
been able to do with a small fraction of their resources. They have always
asked how we did it. We can now show them and maybe they can learn.
Verweisend
auf den umstrittenen CIA-Chef der 50er Jahre Allen Dulles betont
Friedman, dass geheimdienstliche Maßnahmen ein Handwerk, keine Massenproduktion
seien. Und dieses Handwerk habe die CIA verlernt, so dass Stratfor nun bereit
sei, zugleich Geheimdienstgeschichte zu schreiben und ein wichtiges
Geschäftsmodell zu etablieren.
Dieser
kleine Einblick in das Selbstverständnis der Firma Stratfor lässt den Schluss
zu, dass die Privatisierung von Geschäftsfeldern, die sich bisher in
staatlicher Hand befanden, z.B. militärische Aufgaben , nun
verstärkt auf den Tätigkeitsbereich von Geheimdiensten übergreift. Umso
spannender werden die Veröffentlichungen sein, die uns WikiLeaks präsentieren
wird.
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