IRANS ATOMPROGRAMM:SÄBELRASSELN
SEIT 1979
Via Der Standard von Stefan Binder
Ein Blick ins Archiv zeigt: Die Warnungen vor den
atomaren Bestrebungen des Iran sind so alt wie das Atomprogramm selbst
"Der
Iran gibt sich gar keine Mühe, seine atomaren Ambitionen zu verbergen. Einer
der führenden Politiker in Teheran, Ayatollah Mohadscherani, sagte jüngst: 'Die
Moslems müssen ihre Zusammenarbeit fortsetzen und ihre eigene Atombombe
produzieren, denn der Feind hat Nuklearwaffen.'"
Die Zeilen
entstammen einem STANDARD-Bericht vom Jänner - allerdings nicht 2012, sondern
aus dem Jahr 1993. Schon damals schränkte der Redakteur jedoch ein:
"Fachleute glauben aber, daß der Iran noch gut zehn Jahre braucht, um
dieses Ziel zu erreichen."
Das
iranische Nuklearprogramm ist dieser Tage wieder in aller Munde. Warnungen, die
Islamische Republik könnte Nuklearwaffen bauen, sind jedoch so alt wie die
Islamische Republik selbst. Manchmal sogar älter.
"Nuklearer Iran?", fragt die "New York Times"
bereits 1975, als in Persien noch Shah Reza Pahlavi regiert. Eine Frage, die
der Shah - damals Verbündeter des Westens - vehement
verneint.
Doch die
Berichte über die Atom-Ambitionen sorgen für Unruhe in den Medien, der Sturz
des Shahs und die Einführung der Islamischen Republik verschrecken den Westen. Deutschland
kündigt Verträge auf, die den Bau von zwei Nuklearreaktoren vorsehen. Nach
der Geiselnahme von amerikanischen Botschaftsmitarbeitern schließt sich auch Frankreich
Sanktionen des Westens an. Trotz des gewaltsamen Sturzes, der
US-Botschaftserstürmung und der Einführung der Islamischen Republik gibt es
verglichen mit späteren Jahrzehnten in den Medien wenige Warnungen vor
Nuklear-Ambitionen des Iran. Stattdessen beschäftigt der Krieg mit dem Irak das
Regime in Teheran und die Medien.
90er Jahre - Iran als "größte Bedrohung" für Israel
Das ändert
sich in den 90er Jahren. Die "New
York Times" berichtet nach der Fertigstellung eines Berichts der
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) im Oktober 1991, dass einige
Mitglieder des iranischen Regimes die "Absicht haben, Nuklearwaffen zu
entwickeln". Besonders China, das Wissenschaftler in den Iran geschickt
hat, um iranische Ingenieure auszubilden, macht amerikanischen
Regierungsvertretern Sorgen.
"Atommacht
Iran?", fragt DER STANDARD am 28. Februar 1992. "Mit dem Zerfall der
Sowjetunion hat der Iran eine diplomatische Offensive zu seinen neuen
islamischen Nachbarstaaten begonnen, die furchtsame Geister bereits von einer
neuen Großmacht im Nahen Osten träumen läßt. Das Schreckgespenst eines
Mullah-Regimes entsteht, das mit Hilfe sowjetischer Technologie bald über
Atomwaffen verfügt." Der damalige CIA-Direktor und spätere
Verteidigungsminister Robert Gates nennt das iranische Atomprogramm vor einem
Kongressausschuss ein "ernstes Problem", DER STANDARD berichtet
jedoch im August 1992, dass laut einer CIA-Untersuchung der "Iran bis
jetzt noch sicher keine Einrichtungen zur Produktion von Atomwaffen"
besitzt.
Für Israel,
das in den 80er Jahren noch den Irak als großes Problem ansah und den
Nuklearreaktor in Osirak angriff, stellt die Islamische Republik zu diesem
Zeitpunkt bereits den "Feind Nummer eins" dar, wie der ehemalige
Mossad-Agent Joseph Alpher der "New
York Times" sagt.
1995 - Eskalation der Warnungen
1995 ist die
Besorgnis über Russlands Lieferungen atomarer Technologie in den Iran das
dominierende Thema. Die USA äußern Befürchtungen, dass die iranischen
Atomanlangen dem Land ermöglichen würden, Uran anzureichern und Atombomben
herzustellen. Der damalige russische Präsident Boris Jelzin beruhigt: "Im
Iran wird nur ein Atomkraftwerk mit Leichtwasserreaktoren zur friedlichen
Nutzung gebaut." Es werde nicht zur Lieferung einer Gaszentrifuge und
damit zusammenhängender Anlagen kommen.
US-Präsident
Clinton zeigt sich über die Lösung zufrieden - öffentlich. Denn hinter den
Kulissen wächst die Besorgnis. In einem "New
York Times"-Artikel aus dem Jahr 1995 warnen Vertreter der amerikanischen
und israelischen Regierung davor, dass der Iran näher an der Herstellung von
Nuklearwaffen ist, "als man bisher geglaubt hat". Der Iran werde in
weniger als zehn Jahren Nuklearwaffen besitzen. Israelische Vertreter warnen,
dass man einen Angriff in Betracht ziehen müsse, falls das Atomprogramm nicht
gestoppt werde.
Als der Iran
versucht, an Material und Technologie für die Herstellung von Mittel- und
Langstreckenraketen zu gelangen, vervielfachen sich Artikel über das iranische
Waffen- und Atomprogramm. 1998
berichtet die "New York Times" erstmals über die
Herstellung der Shahab-3-Langstreckenrakete, die eine Reichweite von 800 Meilen
(rund 1.300 Kilometer) haben sollen. Vor allem die russischen
Materiallieferungen beunruhigen die Amerikaner: Unter anderem stoppen auch die
österreichische Behörden eine Lieferung von Material, das zur Herstellung von
Gefechtsköpfen verwendet werden kann. In einem Bericht an den
US-Kongress 1998 warnt der ehemalige Verteidigungsminister Donald
Rumsfeld, dass der Iran Technologie und Material für eine
Interkontinentalrakete bauen könnte, die fünf Jahre nach Erwerb einsatzfähig
wäre und die USA bedrohen könnte.
Einzelnachweise
90er Jahre
1995 - Eskalation und Warnungen
2002 - Die
Achse des Bösen
Relying on Computer, U.S. Seeks to
Prove Iran's Nuclear Aims - The New York Times, 13. November 2005
2006 - Zweifel
2009 - Obama und Verhandlungen
Clinton:
Politik der ausgestreckten Hand bisher "ein Fehlschlag" -
derStandard.at, 15. Dezember 2009
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