Griechenland: Geheimer Deal
mit Goldman Sachs löste Euro-Krise aus
Via Deutsche-Mittelstands-Nachrichten
Für die
Investmentbanken sind die Politiker die besten Kunden: Sie brauchen immer Geld
und verstehen nichts vom Geschäft. So werden am Vorabend des griechischen
Schuldenschnitts neue Details bekannt, wie Goldman Sachs den Griechen half, die
EU zu betrügen. Für Goldman war es ein extrem profitables Geschäft. Für die
Euro-Zone war es das Initialereignis für die größte Krise ihrer Geschichte.
Im Jahr 2001
befand sich Griechenland in der misslichen Lage, ein für den Euro-Beitritt zu
hohes Defizit aufzuweisen. Daher beauftragte die griechischen Regierung die
Investmentbank Goldman Sachs, das Problem zu lösen. Goldman bot den Griechen
eine 2,8 Milliarden Euro-Finanzierung an. Diese würde es der griechischen
Regierung ermöglichen, die Maastricht-Kriterien der Europäischen Union zu
erfüllen: Weil die Schulden aus dem Haushalt herausgerechnet werden konnten,
würde Griechenland als hoffnungsvolles neues Euro-Mitglied begrüßt werden.
So kam es
denn auch. Doch während der EU-Beitritt Griechenlands aufgrund der
Verschleierungs-Aktion reibungslos verlief, geriet das griechische Defizit
weiter außer Kontrolle. Dass Europa via Griechenland an den Rand des Abgrund
geriet, ist im Grund auf die Kreativität der Investmentbank Goldman Sachs
zurückzuführen, die in der kriminellen Energie der griechischen Regierung die
Chance zu einem guten Geschäft erkannte. Goldman strukturierte den Deal mit den
Griechen nämlich nicht einfach als normalen Kredit mit normalen Zinsen, sondern
in Form eines komplizierten Derivate-Swaps – einem jener hochspekulativen
Geschäfte, dessen Charme unter anderem die beschauliche Stadt Pforzheim
unterlegen war (mehr hier).
Heute sagen
die griechischen Politiker, sie hätten nicht verstanden, worum es ging.
Sie beklagen, dass Goldman auf einer Geheimhaltungsklausel bestanden habe. Daher sei es ihnen nicht möglich gewesen, sich am Markt zu erkundigen, um welche Art von Geschäft es sich gehandelt habe. Der Chef der staatlichen griechischen Schuldenagentur, Spyros Papanicolaou, sagte dem Nachrichtendienst Bloomberg, dass Goldman den Griechen gedroht hätte: „Wenn ihr irgendjemand von den Konditionen erzählt, ist der Deal abgeblasen.“
Sie beklagen, dass Goldman auf einer Geheimhaltungsklausel bestanden habe. Daher sei es ihnen nicht möglich gewesen, sich am Markt zu erkundigen, um welche Art von Geschäft es sich gehandelt habe. Der Chef der staatlichen griechischen Schuldenagentur, Spyros Papanicolaou, sagte dem Nachrichtendienst Bloomberg, dass Goldman den Griechen gedroht hätte: „Wenn ihr irgendjemand von den Konditionen erzählt, ist der Deal abgeblasen.“
Goldman
gelang es tatsächlich, mithilfe komplizierter Währungsgeschäfte die
Staatsschulden Griechenlands um zwei Prozent senken: Die Banker tauschten
griechische Staatsanleihen erst in Dollar, dann in Yen um. Dies geschah zu
veralteten und teilweise fiktiven Wechselkursen. Es geschah außerhalb des
normalen griechischen Haushalts, weshalb es keinerlei Transparenz nach Brüssel
gab.
Wie ein
griechischer Beamter Bloomberg bestätigte, waren nicht nur die Zinsen fiktiv.
Goldman verwendete für diese Transaktionen die fiktive Summe von 15 Milliarden
Euro – ein Vielfaches mehr, als der eigentliche Kredit ausmachte. Dadurch
stiegen die Chancen, aber auch das Risiko der Transaktion. Vor allem aber
stiegen die Gebühren, die Griechenland an Goldman zu zahlen hatte.
Als der
Auftrag vier Jahre später umgeschuldet wurde, war der Deal vollständig aus dem
Ruder gelaufen. Um die ursprünglich 2,8 Milliarden Euro zurückzahlen zu können,
hatte Griechenland nämliche eine Wette abgeschlossen – und zwar auf steigende
Zinsen. Doch nach den Terroranschlägen am 11.September 2001 fielen die Zinsen,
und die Schulden Griechenlands stiegen mit dem Refinanzierungsmodell gewaltig
an. Um das Problem in den Griff zu bekommen, folgte Griechenland dem Rat von
Goldman und startete eine neue Wette: Diese war nun an die Inflation in der
Eurozone gekoppelt war. Doch auch diese Lösung entwickelte sich zum
Rohrkrepierer. Denn leider verliefen die wichtigsten Kennzahlen für diesen Swap
genau andersrum wie von Goldman vorhergesagt. Goldman wettet selbst gerne gegen
Unternehmen (mehr hier) und
empfiehlt auch Wetten gegen Europa (mehr hier).
Die Folge
für Griechenland: Aus einem Kredit von 2,8 Milliarden Euro war – dank der
fachkundigen Beratung durch Goldman (Goldman erteilt auch Politikern gerne
Ratschläge – mehr hier) – ein
doppelt so hoher Schuldenberg geworden: Nun standen die Griechen durch die
Derivate mit 5,1 Milliarden Euro in der Kreide. Goldman machte bei dem Deal
einen Profit von 600 Millionen Euro – wobei schwer zu sagen ist, wie viel
Profit die Bank wirklich erzielt hat, weil sie ja auch Kosten für den Kredite
und die Transaktion verbuchen musste.
Immerhin: Die 600 Millionen Profit
stellten im Jahr 2001 etwa 12% des Umsatzes der Abteilung dar, die für Goldman
das Geschäft machte. Der Chef der Abteilung: Lloyd Blankfein, heute oberster
Chef von Goldman. Der Chef für europäisches Risiko-Management bei Goldman in
London war zur damaligen Zeit auch einer, der später noch eine große Karriere
in der europäischen Schuldenkrise machen sollte: Bis zum heutigen Tag
bestreitet EZB-Chef Mario Draghi, auch nur irgendetwas von dem Griechen-Deal
gewusst zu haben.
Anfangs
waren die Griechen von dem Deal ganz begeistert: Sie hätten von Goldman drei
Jahre Befreiung von der Schuldentilgung bekommen. Der gesamte Kredit wäre in
den folgenden 15 Jahren abzubezahlen gewesen. Das schien ihnen, wie allen
Schuldnern, eine attraktive Lösung – weil Schulden immer auf Zeitgewinn setzen,
auch wenn es keinen rationalen Grund dafür gibt, dass es einmal besser werden
würde.
Auch Goldman
wurde die Sache am Ende zu hieß. So reiste die zuständige Mitarbeiterin, Addy
Loudiadis, im August 2005 nach Athen und sorgte dafür, dass der gesamte Kredit
an die griechische Notenbank abgewälzt wurde. Damit hatte Goldman ein gutes
Geschäft gemacht – und der Schuldenberg war dezent in die öffentliche Hand
transferiert.
Dasselbe
geschieht im Übrigen beim aktuellen Schuldenschnitt: Das gesamte Risiko
übernehmen die Steuerzahler Europas, weil die EZB, der IWF und die nationalen
Notenbanken an die Stelle der privaten Gläubiger treten. So schließt sich ein
Kreis: Das Bestreben der kriminellen griechischen Politik, die Zahlen zu
fälschen, traf auf die skrupellose Geschäftstüchtigkeit von Goldman und wurde,
weil das Geschehen in der Folge völlig außer Kontrolle geriet, zum
Initialereignis der Eskalation der europäischen Schuldenkrise. Die
Investmentbanken verdienen bei den Maßnahmen gegen die Krise wieder mit (mehr heir).
Der
italienische Ökonomie-Professor und Autor des Standardwerks „Derivate und
öffentliches Schulden-Management“, Gustavo Piga, sagte in einem Interview
dieser Tage: „Bei Deals mit Geheimhaltung haben die Makler immer die Oberhand
und verwenden sie, um die Steuerzahler auszuquetschen. Die Verhandlungsmacht
liegt vollständig in den Händen der Investment-Banken.“
Inzwischen
sind ehemalige hohe Mitarbeiter der Investmentbank auch an politischen
Schlüsselstellen in Europa untergekommen. Der Chef der Europäischen
Zentralbank, Mario Draghi, kommt aus der Chefetage von Goldman Sachs (mehr hier). Und auch der italienische
Premierminister Mario Monti hat berufliche Verbindungen zu Goldman (mehr hier).
Below article was posted on this blog October 2011!
Dateline Greece: Goldman, Just Pay Up
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By SREERAM CHAULIA |
As
Greece teeters on the edge of sovereign default of around $300
billion and sends shudders of premonition throughout the global
economy, the fingerprints of Goldman Sachs
are once again to be found, as in so many crises beforehand. Sreeram
Chaulia argues that Goldman should accept moral responsibility and
contribute funds to bailing out Greece.
As
more skeletons fall out of the closet, it is coming to light that
Greece's profligacy was abetted and managed for several years by the
top Wall Street financial firms via complex instruments.
|
In
2001, before spendthrift Greece could enter the eurozone by
satisfying the deficit limit rules of the currency union, Goldman
Sachs entered the picture with a tricky currency trade deal that would
hide billions of dollars of additional public borrowing and not make
it look like debt. For this piece of consultancy, which helped Greece
join the euro by hook or by crook, Goldman received fees of $300
million.
In
2005, Goldman sold to the National Bank of Greece an “interest rate
swap,” one of the notorious derivatives that have come under scrutiny
since the Wall Street implosion of 2008. Greek critics of such dubious
debt-hiding transactions had warned their government of the mounting
long-term liabilities to the likes of Goldman, but to no avail.
According
to news reports, Greece mortgaged revenue-generating assets like the
national lottery, airports and highways as part of the agreements with
Goldman in what amounted to "a garage sale on a national scale."
Goldman
Sachs is reported to have attempted a redux of 2001 when its
president, Gary Cohn, landed in Athens in November 2009 with a similar
debt deferral proposal that would continue to fool investors and the
EU. This time around, Greece did not oblige.
But
the damage had already been done over a decade of spiraling foreign
debt that was repackaged and postponed with Wall Street's wizardry. We
now know that similar borrowing binges were occurring in the rest of
the PIGS (Portugal, Italy, Greece and Spain) economies courtesy of the
financial dodging expertise of Goldman, JPMorgan and the entire cadre
of hedge funds.
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Economies
of developing countries, especially in Africa and Latin America, have
endured decades of bitter experiences of falling into debt traps that
sap productive resources, benefit speculative financiers and weaken
state capacities to govern.
In
their cases, the Bretton Woods institutions acted as economic
restructuring consultants and funding taps that only opened if the
recipients met crushing conditionalities.
John
Perkins's book, "Confessions of an Economic Hit Man," reveals how
highly paid professionals with knowledge of macroeconomics and world
affairs were deployed to convince political and financial leaders of
poor countries to accept massive "development loans" from the World
Bank and USAID. Once ensnared, the supplicants would be subjected to
pressure on different issues from Washington.
In
the PIGS economies, it was not so much strategically motivated hit
men working for the U.S. government but rather some freewheeling U.S.
financial corporations that could make a killing out of clients who
were addicted to reckless state spending.
In
late February 2010, as the EU began investigating the Wall Street
shenanigans in Athens, Goldman defended its Greek misadventures by
arguing, predictably enough, that they were legal actions consistent
with the regulations of their time.
Of
course, much of the fault lay with the Greek politicians who were
seduced by the Wall Street financial advisers who, for their part,
were simply pursuing the bread-and-butter business of circulating
wealth for profit.
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Had
Athens been more disciplined in organizing its finances, there would
not have been a window of opportunity for Goldman and company to
exploit its vulnerability.
But
southern Europe's debt-proneness has systemic consequences from which
Wall Street cannot easily extricate itself. While there is no
evidence to suggest that U.S. investment banks deliberately dug the
graves of PIGS to weaken the euro, the disastrous social costs of
their financial chicanery call for reparations.
It
may not be unfair if the EU demands that Goldman, which now leads the
earnings chart on Wall Street, accept moral responsibility and
contribute to bailing out Greece.
Who
knows — now that even the U.S. Federal Reserve is making noises about
investigating Goldman’s practices, the firm may be in a hurry to pay
up.
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