Wer das
Morden beenden will, rede nicht von Intervention oder Waffen für die
Aufständischen. Auch die Forderung nach Gewaltverzicht ist unsinnig, wenn sie
sich nur an Assad richtet.
Es ist ein
merkwürdiges Bündnis, das sich „Freunde Syriens“ nennt. Die USA gehören dazu.
Die EU mischt mit, voran gehen – wie schon im Fall der Libyen-Intervention –
Franzosen und Briten. Auch die Deutschen wollen dieses Mal nicht abseitsstehen.
Die Arabische Liga ist dabei und damit die erzkonservativen Golfstaaten, die
für ein Eingreifen plädieren. Selbst einmarschieren wollen sie nicht, das
sollen die USA und ihre europäischen Verbündeten tun. Sogar Al Kaida bezeichnet
sich als Freund des syrischen Volkes. Die Terrororganisation will bereits in
Afghanistan erprobte Krieger an die syrische Front geschickt haben, denn was
sich einige Mit-Freunde wünschen, ist ganz nach ihrem Geschmack: Das säkulare
Assad-Regime soll verschwinden, die – in ihren Augen- ketzerischen Schiiten-Alawiten
von der Macht vertrieben werden.
Und dann?
Keiner weiß genau, wer zur Opposition gehört, wer welchen Einfluss hat. Unklar
ist das Zahlenverhältnis zwischen Gegnern und Anhängern des Regimes. Niemand
hat eine Ahnung, wer die Waffen bekommt, die die USA der „Opposition“ zukommen
lassen wollen. Und was halten die sunnitischen Geschäftsleute, die kurdischen
Soldaten, die drusischen Bauern und die christlichen Handwerker von diesen
Freunden, den Assad-Gegnern, der bewaffneten Opposition? Drohnen, die in
Gehirne schauen, gibt es noch nicht.
Treppenwitz
der Geschichte
Um keine
Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Assads verteidigen ihre Herrschaft
mit allen Mitteln, vergießen skrupellos das Blut der Gegner genauso wie das der
für sie kämpfen Soldaten. Sie schicken Panzer und Scharfschützen, halten Homs
im Würgegriff. Aber das Regime hält nun schon seit Monaten dem Druck stand, und
seine Armee aus Sunniten, Drusen, Kurden, Christen und Alawiten kämpft. Das
gelingt keinem auch noch so skrupellosen Alleinherrscher nur mit einer Handvoll
hirnloser Geheimdienstler, willenloser Soldaten und gekaufter Anhänger.
Es ist ein
Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet Franzosen und Amerikaner – um nur
diese beiden herauszugreifen – sich jetzt so vehement für den Sturz von
Präsident Baschar al Assad und den Sieg der Demokratie in diesem Land
einsetzen. Als Kolonialherren haben die Franzosen aus Machtkalkül einst nicht
nur Teile des Landes abgezwackt (um Libanon zu gründen) oder verschenkt (um die
Türkei, allerdings vergeblich, in den Anti-Hitler-Pakt zu holen). Sie haben
durch ihre chaotische Politik damals auch den Boden dafür bereitet, dass die
Alawiten die Kontrolle über die Armee bekamen und sich nach rund einem Dutzend
Putschen der alte Assad, Vater von Baschar, zum Diktator aufschwingen konnte.
Und jetzt? Frankreich wittert neue Chancen, zu alter Macht und Größe zu
gelangen. Früher hieß das Neokolonialismus, heute spricht man von
Wirtschaftsinteressen.
Aber es
reicht auch, eine Dekade zurück und auf die USA unter seinem damaligen
Präsidenten George W. Bush zu blicken. Mit dem Überfall auf den Irak im März
2003 wurde zwar Bushs Lieblingsfeind Saddam Hussein gestürzt, aber es wurden
auch alle zarten Pflanzen von Demokratisierung, Zivilgesellschaft, Reformierung,
Öffnung in der arabischen Welt zertrampelt: Kein Bürgerrechtler, Aktivist,
Oppositioneller in diesen Ländern konnte sich danach mehr zu westlichen Werten
bekennen. Wer von Demokratie, Menschenrechten oder der Garantie körperlicher
und seelischer Unversehrtheit sprach, dem schlug en Hohn, Verachtung oder sogar
Hass seiner Mitbürger entgegen.
Syrien
braucht Vermittler
Seit
Frankreichs zerstörerischer Politik in Syrien sind knapp hundert, seit Buschs
Irak-Invasion zehn Jahre vergangen. Für Syrien und sein Volk, Anhänger wie
Gegner Assads, muss jetzt eine Lösung her. Keiner weiß, wie das zu schaffen
wäre. Doch wer ein endloses Morden, das Übergreifen der sektiererischen Kämpfe
auf die Nachbarn verhindern will und Israels Existenz wirklich sichern möchte,
der rede nicht von Intervention oder Waffenlieferungen an die Aufständischen.
Auch die Forderung nach einem Gewaltverzicht ist unsinnig, wenn sie sich nur an
Assad und nicht zugleich auch an die oppositionellen Milizen richtet. Darauf
kann sich Assad nicht einlassen.
Was Syrien
jetzt braucht, sind Vermittler zwischen Opposition und Regime sowie für beide
Seiten praktikable Vorschläge für die Zeit danach. Man könne nach allem, was
passiert ist, nicht mehr mit Assad reden? Israels Premier Yitzhak Rabin hat mit
dem PLO-Chef und „Erz-Terroristen“ Yasser Arafat 1993 einen Friedensvertrag
unterzeichnet, US-Präsident Richard Nixon ist 1972 nach China gefahren und
schüttelte Diktator Mao Zedong die Hand. Das hat zwar nicht die Probleme
gelöst, aber Eskalationen verhindert und Spannungen minimiert. Die Syrer
brauchen Hilfe. Worauf sie aber verzichten können, sind Heuchelei und falsche
Freunde.
Via FR
von Martina Doering
The Middle Eastern Problem are Britain and France to blame?
The Sykes-Picot
agreement was a secret understanding concluded in May 1916,
during World War I, between Great Britain and France, with the
assent of Russia, for the dismemberment of the Ottoman Empire.
The agreement led to the division of Turkish-held Syria,
Iraq, Lebanon, and Palestine into various French and
British-administered areas. The agreement took its name from its
negotiators, Sir Mark Sykes of Britain and Georges Picot of
France.
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