....müssen um Guthaben unter 100.000 Euro bangen
Via Deutsche
Mittelstands Nachrichten
Im Fall der
Pleite der Hausbank werden auch jene Kunden massive Probleme bekommen, deren
Guthaben durch die offizielle Einlagensicherung garantiert sein sollen. Der
aktuelle EU-Vorschlag sieht vor, dass Kunden im Fall einer Pleite ihrer Bank
täglich nur noch maximal 100 bis 200 Euro abheben können. Dieser Zustand kann
bis zu drei Wochen dauern. Wer größere Anschaffungen plant, sollte sich
rechtzeitig überlegen, wie er an sein Geld kommen will.
Von der Öffentlichkeit
weitgehend unbemerkt, treibt die EU die konkreten Schritte im Falle einer
Banken-Pleite voran. Vor einigen Wochen wurde beschlossen, Banken-Rettungen
überfallsartig an einem Wochenende durchzuführen (hier) und Sparer
über 100.000 Euro sowie Aktionäre und Inhaber von Anleihen mit einer Zwangsabgabe
an der Banken-Rettung zu beteiligen.
Nun hat die
litauische Ratspräsidentschaft erste Details vorgelegt, wie eine Banken-Rettung
konkret aussehen wird.
Sie wird
auch für jene Sparer äußerst unangenehm, die sich jetzt wegen der
Einlagensicherungen in Sicherheit wiegen und glauben, es werde nur „die
Reichen“, also jene Anleger, die über mehr als 100.000 Euro verfügen, treffen.
Der
litauische Vorschlag zeigt: Wenn eine Bank pleitegeht, bekommen auch die
kleinen Sparer ihr Geld keineswegs sofort. Bis zu vier Wochen – 20
Arbeitstage – werden die Sparer nur mit dem Notwendigsten auskommen müssen: Sie
dürfen 100 bis 200 Euro täglich abheben – mehr nicht. Der EU-Rat unter der
Leitung des von niemandem in Europa gewählten Präsidenten Herman Van Rompuy
hatte ursprünglich angeregt, die Sparer vier Wochen auf ihr Geld warten zu
lassen.
Das
EU-Parlament fand diese Frist dann doch etwas lang und verlangte, Einlagen
unter 100.000 Euro sollten innerhalb von fünf Tagen ausgezahlt werden.
Weil das
jedoch technisch gar nicht möglich ist – keine Bank verfügt über so viel reales
Geld – soll der Kompromiss nun so aussehen: 20 Tage warten, dafür bekommt man
täglich 100 bis maximal 200 Euro aus dem Geldautomaten.
Drei Wochen Bangen soll es, wie die Börsen-Zeitung aus dem Papier
zitiert, bis ins Jahr 2020 für dem Fall geben, in dem die nationalen
Aufsichtsbehörden zur Auffassung gelangen, dass es nicht schneller geht. Im
Fall, dass die Aufsichtsbehörden ein Einsehen mit den Anleger haben oder sich
die Anleger zum Großteil aus bewaffneten Russen rekrutieren, dürfte es
schneller gehen: Zunächst 15, dann 10 und 2023 schließlich sieben Arbeitstage.
Tatsächlich
bedeutet diese Entwicklung, dass auch jene Sparer, die sich heute blind auf die
Zusage von Angela Merkel und Wolfgang Schäuble verlassen, dass Einlagen unter
100.000 Euro sicher sind, um ihre Ersparnisse zittern oder betteln müssen.
Wenn sie ihr Geld wirklich in Händen halten wollen, es wegen größerer
Anschaffungen brauchen oder aber einen Betrieb führen, der naturgemäß höhere
Ausgaben hat als 100 Euro täglich – dann sollten diese Sparer sich schon mal
überlegen, wie sie im Crash-Fall ihrer Bank an ihr Geld kommen wollen.
Der aktuelle
Plan zeigt, dass sich im Falle einer Banken-Pleite niemand auf staatliche
Zusagen wird verlassen können. Tatsächlich werden stets „außergewöhnliche
Umstände“ dazu führen können, dass die Sparer auch dann mit einer
Zwangsabgabe belegt werden können, wenn sie weniger als 100.000 Euro auf der
Bank haben.
Den
Deutschen wird dieses Thema wohlweislich noch vorenthalten: Der Gouverneur der
litauischen Zentralbank, Vitas Vasiliauskas, sagte der Nachrichtenagentur
Reuters, er sei sich bewusst, dass die Bundestags-Wahlen den Prozess etwas
verzögern könnten. Aber die Banken-Union sei „eine Super-Priorität der EU“.
Noch keine
Einigung gibt es in der Frage, welchen Beitrag die Banken in die
Einlagensicherung einzahlen sollen. Hier streitet die EU vor allem darüber, wer
das Risiko berechnet, das die einzelnen Banken darstellen und nach dessen Höhe
sich der Beitrag richtet. Hier wurde eine für Beamte bemerkenswerte
Verschärfung in das Dokument gebracht: Der Beitrag „soll“ sich nun nach dem
Risiko richten, während es früher hieß, der Beitrag „kann“ nach dem Risiko
berechnet werden.
Dass der
Beitrag nicht nach dem Risiko berechnet werden „muss“, wie der gesunde
Menschenverstand nahelegen würde, liegt auch daran, dass die nationalen
Regierungen künftig von der Berechnung des Risikos ausgeschlossen werden
sollen. Die Banken wollen die Risiken untereinander regeln und daher von
der Europäischen Banken Aufsicht EBA festlegen lassen – jener Institution, die
die belgische Dexia in einem „Stress“-Test noch wenige Monate vor ihrem
spektakulären Crash als ein besonders vertrauenswürdiges Institut ausgezeichnet
hatte.
Die Pläne
der EU für die ersten europäischen Banken-Pleiten im Zeitalter der Derivate und
Turbo-Spekulationen laufen darauf hinaus, dass der Crash vor allem für die
kleinen Anleger und Sparer zu einem existentiellen Stress-Test wird.
Denn
tatsächlich sind drei Wochen des Zitterns gerade für ältere Bürger, die ihre
gesamten Ersparnisse auf der Bank liegen haben, eine Zumutung. Die
Pleite einer Bank ist ein für die Sparer höchst zermürbender Prozess – dem
EU-Vorschlag zufolge werden die Sparer nun wochenlang warten müssen, bis sie
die Gewissheit haben, ob sie ihre Geld jemals wiedersehen.
Die EU will
die Banken-Union noch in diesem Jahr in den wichtigsten Details beschließen.
Es wird eng
für die Sparer.
Und zwar,
wie wir nun wissen, nicht nur für die Reichen.
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